Sozial- und Kulturausschuss 23. Juni 2020

Die erste Sozial- und Kulturausschusssitzung fand am Dienstag Abend statt und startete direkt mit einem kleinen Highlight. Wir trafen uns nicht, wie sonst üblich im Sitzungssaal des Rathauses, sondern direkt vor Ort in Strötzbach, vor dem neuen integrativen Kindertagesstätte Mömbris Hundertmorgenwald. Den wundervollen Namen erklärte uns die Leiterin der Kita, Anja Skalitz an Hand der Geschichten von Winnie Puuh. Die Geschichten und vor allem die unterschiedlichen, ganz zauberhaften Charaktere können als Sinnbild für das Konzept der Kita verstanden werden. Ein adipöser, leicht naiver Bär mit ADS, ein ADHS Tiger, ein depressiver Esel, ein kleinwüchsiges Ferkel mit vielen Ängsten und viele mehr. In der Kita geht es wie in den Erzählungen von Winnie Puuh um Integration – darum, dass alle dabei sind, alle akzeptiert werden, wie sie sind und jede und jeder bei allem mitmachen kann, eben in dem Rahmen, in dem das möglich ist. Ein wirklich tolles Konzept, mit einem tollen Träger, nämlich der Lebenshilfe e.V. Aschaffenburg. Wir sind überzeugt, dass die Kids hier eine tolle Zeit haben werden. Die zuckersüßen Betten in der Krippengruppe haben es uns besonders angetan Der Außenbereich wird in den kommenden Tagen und Wochen auch noch mit Spielgeräten und Beschattung bestückt. Mitten im Grünen gehen die Kinder aber auch einfach viel raus und haben tolle Tage! Wirklich großartig!

Zurück im Sitzungssaal ging es dann weiter mit einem Vortrag von Herrn Andreas Gries vom Naturpark Spessart e.V., der erklärte, wie das Konzept einer Naturpark Schule so ausschaut. Grundlage ist, dass die Grundschulen im Marktgebiet verstärkt Naturthemen in den Unterricht einfließen lassen. Hierfür soll mindestens ein Projekttag im Schuljahr außerhalb des Klassenzimmers und somit im Wald, unter Obstbäumen, am Bach, zwischen Hecken oder bei den Bienenständen verbracht werden. Mit regionalen Partnern aus Mömbris direkt aber auch Fachleuten aus der Umgebung soll zusammengearbeitet werden. Wir finden das generell absolut wichtig, dass die Kids schon ganz früh viel mit unserer Natur in Berührung kommen, viel lernen, viel entdecken können. Das ganze wurde einstimmig beschlossen und man möchte mit der Schule in Gunzenbach starten, um dann mit der Grundschule in Mömbris weiter zu wachsen.

Im Anschluss daran ging es um die Zuschussrichtlinien der Gemeinde für Vereine. Neu dazu kam der Absatz, dass Sport- und Kulturvereine nun auch für die „Generalinstandsetzungen und Renovierungen von Turnhallen, Vereinsheimen und Vereinsanlagen ab einem Aufwand von 5.000 Euro“ einen Zuschuss beantragen können. Wir einigten uns außerdem darauf, dass ehrenamtlich Eigenleistung bei Bauarbeiten mit einem Stundenlohn von 7,50 Euro veranschlagt werden und so dem Verein zu Gute kommen. Außerdem möchten wir hier darauf hinweisen, dass es einen Absatz gibt, der auch Jugendbildungsmaßnahmen fördert, wie die Fahrten zu Partnergemeinden oder auch Ausstattungen direkt für die Jugend – dies wurde in den letzten Jahren nicht in Anspruch genommen.

Unter TOP 4 wurde beschlossen, dass der Musikverein Harmonie Strötzbach den Zuschuss für neu gekaufte Vereinsbekleidung ausnahmsweise noch im Jahr 2020 erhält. Die Kleidung wurde vor dem Shut Down gekauft und durch den Ausfall von Veranstaltungen fehlen Einnahmen in der Vereinskasse – nun steht man da vor einem finanziellen Problem.

Wie der Harmonie, geht es sicherlich einigen Vereinen in unserer Marktgemeinde. Auf Basis eines CSU Antrags wurde gestern auch die Förderung von Vereinen, die durch die Corona-Pandemie finanzielle Notlage geraten sind, durch den Markt Mömbris beschlossen. Man muss dazu sagen, dass wir hier stolze 130 Vereine haben, deshalb können hier keine riesigen Summen als Zuschüsse ausgezahlt werden. Dennoch ist es ein wichtiges Zeichen und wir haben den Eindruck, dass hier wirklich Herzblut dahinter steckt und jede*r versucht zu helfen, so gut man kann. Die exakten Richtlinien, finden sich unter www.moembris.de

TOP 6, nämlich die Anpassung der Elternbeiträge für die Grundschule in Gunzenbach ab dem kommenden Schuljahr wurde glücklicherweise aufs nächste Jahr verschoben. Während einer Pandemie-Situation sollte man Familien nicht noch mehr belasten, als sie es ohnehin schon sind.

TOP 7 war dann der für uns aufregendste Part, nämlich die Diskussion zu unserem Antrag, der Bestellung von Beauftragten für Benachteiligung. Die Formulierung unserer Idee im Antrag kam leider etwas falsch an, nämlich so, dass wir zwei Personen suchen möchten, die rechtliche Beratung ebenso wie psychotherapeutische Arbeit leisten. Das ist natürlich Quatsch. Die Personen, die dieses Ehrenamt bekleiden, sollen einfach eine erste Anlaufstelle für Betroffene sein – sie sollen da sein, zuhören und vermitteln. Vermitteln an die jeweiligen professionellen Stellen, wie zum Beispiel die Selbsthilfe und Beratungsstelle für Frauen oder das Jugendamt, die Gleichstellungsstelle des Landkreises und viele mehr. Letztere hat sich zu unserer Idee übrigens sehr positiv geäußert. Der Antrag wurde mit 7 Ja und 4 Nein Stimmen zur Vorlage und endgültigem Beschluss im Gemeinderat beschlossen. Es bleibt also spannend.
Warum ist uns dieser Antrag so wichtig? Wir sind überzeugt, dass es in diesen Zeiten, in denen Diskriminierung und Ungleichbehandlung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Sexismus leider nicht weniger werden, absolut wichtig ist ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Diese Beauftragten sollen den Bürger*innen auch zeigen, dass man hin- und nicht wegschauen muss.Außerdem sollen sie als Ergänzung und Bereicherung zu der bereits etablierten Arbeit der Familien-, Jugend- und Senior*innenbeauftragten verstanden werden, die auch schon lange in vielen Fällen der Benachteiligung als Ansprechpartner und Vermittler Hilfe leisten. Es geht auch darum, dass sich Bürger*innen die beispielsweise Opfer von Benachteiligung oder Diskriminierung auf Grund ihrer sexuellen Identität geworden sind und Unterstützung suchen, sich nicht überlegen müssen, ob sie noch jung genug sind um sich an einen Jugendbeauftragten zu wenden. Es geht darum eine Anlaufstelle zu schaffen die eindeutig für Hilfesuchende – egal welcher Umstand, Lebenslage oder Altersklasse – als solche erkennbar ist. Wir möchten auf keinen Fall die bisherige Arbeit der Familien-, Jugend- und Senior*innenbeauftragten schmälern – auch das sei an dieser Stelle nochmal erwähnt! Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen und gegen all diese Schrecklichkeiten, die leider in unserer Gesellschaft verankert sind, angehen. Aufklären, erklären und bewusst machen. Und auch der alte, weiße Mann, der dem 16-jährigen Mädel auf der nächsten Kerb den Arm väterlich und wohlwollen um die Taille legt, muss verstehen, dass das nicht geht. In diesem Sinne – >> Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem Ort << Dr. Martin Luther King.